Motopädie
Die Motopädie ist eine ganzheitliche Förderung und verknüpft psychologisches, pädagogisches, sport- und erziehungswissenschaftliches Wissen mit medizinischen Inhalten.
Sie basiert auf der Psychomotorik, also der Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche.
Ziel der motopädischen Förderung ist -je nach Situation- der Erwerb, die Verbesserung oder der Erhalt der Handlungskompetenz, also der Fähigkeit umfassend und selbstständig zu handeln.
Zentraler Ansatz ist hierbei die Bewegung. Bewegung ist dabei nicht das Ziel, sondern der Weg. Wir arbeiten mit der psychomotorischen Einheit, bestehend aus Wahrnehmen, Bewegen und Erleben, und fördern die Bereiche:
- Ich-Erfahrung
Der Umgang mit mir selber und meinem eigenen Körper, denn der eigene Körper ist die biologische Grundlage unserer Existenz.
- Sozial-Erfahrung
Der Umgang mit der sozialen Umwelt, hier dient die Bewegung als erste und wichtigste Kommunikationsform des Menschen.
- Material-Erfahrung
Der Umgang mit der materialen Umwelt, denn die kognitive Entwicklung des Kindes ist –nach Piaget- abhängig von der handelnen Auseinandersetzung mit seiner Umwelt.
Motopäden können therapeutisch oder pädagogisch-präventativ tätig werden:
Die Arbeitsweise der Motopädie
Als Motopäden arbeiten wir ...
- Entwicklungs-orientiert
Wir arbeiten ressourcen-orientiert und setzen an den individuellen Stärken an. Dabei fördern wir die Kreativität ohne fertige Lösungen anzubieten. Fehler der Kinder sehen wir nicht als Makel, sondern als Lernschritte an.
- Persönlichkeits-orientiert
Wir arbeiten ganzheitlich mit der Einheit aus Wahrnehmen, Bewegen und Erleben. Wir arbeiten nicht an einem einzelnen "Problem" des Kindes, sondern setzen an der Basis an. Symbolhaft stärken wir die Wurzeln und nicht eine einzelne Blüte.
- Handlungs-orientiert
Wir fördern die Selbstwirksamkeit durch die Arbeit mit gezielten Körper- und bewegungsbezogenen Interaktionen.
- Erlebnis-orientiert
Wir fördern spielerisch, so dass Lernen ganz „nebenbei“ erfolgt. Wir spielen mit, statt Anweisungen zu geben und Wissen zu vermitteln. Wir erleben mit allen Sinnen.
Die Pinguin-Geschichte des Arztes und Kabarettisten Dr. Eckart von Hirschhausen verdeutlicht auf sehr schöne Weise die ressourcenorientierte Arbeitsweise der motopädischen Arbeit:
Die Pinguin-Geschichte
oder: Wie man sich in seinem Element fühlt
Diese Geschichte ist mir tatsächlich passiert. Ich war als Moderator auf einem Kreuzfahrtschiff engagiert. Da denkt jeder: „Mensch toll! Luxus!” Das dachte ich auch. Bis ich auf dem Schiff war. Was das Publikum angeht, war ich auf dem falschen Dampfer. Die Gäste an Bord hatten sicher einen Sinn für Humor, ich hab ihn nur in den zwei Wochen nicht gefunden. Und noch schlimmer: Seekrankheit hat keinen Respekt vor der Approbation. Kurzum: ich war auf der Kreuzfahrt kreuzunglücklich.
Endlich! Nach drei Tagen auf See, fester Boden. „Das ist wahrer Luxus!” Ich ging in einen norwegischen Zoo. Und dort sah ich einen Pinguin auf seinem Felsen stehen. Ich hatte Mitleid: „Musst du auch Smoking tragen? Wo ist eigentlich deine Taille? Und vor allem: hat Gott bei dir die Knie vergessen?” Mein Urteil stand fest: Fehlkonstruktion.
Dann sah ich noch einmal durch eine Glasscheibe in das Schwimmbecken der Pinguine. Und da sprang „mein“ Pinguin ins Wasser, schwamm dicht vor mein Gesicht. Wer je Pinguine unter Wasser gesehen hat, dem fällt nix mehr ein. Er war in seinem Element! Ein Pinguin ist zehnmal windschnittiger als ein Porsche! Mit einem Liter Sprit käme der umgerechnet über 2500 km weit! Sie sind hervorragende Schwimmer, Jäger, Wasser-Tänzer! Und ich dachte: „Fehlkonstruktion!”
Diese Begegnung hat mich zwei Dinge gelehrt. Erstens: wie schnell ich oft urteile, und wie ich damit komplett daneben liegen kann. Und zweitens: wie wichtig das Umfeld ist, ob das, was man gut kann, überhaupt zum Tragen kommt.
Wir alle haben unsere Stärken, haben unsere Schwächen. Viele strengen sich ewig an, Macken auszubügeln. Verbessert man seine Schwächen, wird man maximal mittelmäßig. Stärkt man seine Stärken, wird man einzigartig. Und wer nicht so ist, wie die anderen sei getrost: Andere gibt es schon genug! Immer wieder werde ich gefragt, warum ich das Krankenhaus gegen die Bühne getauscht habe. Meine Stärke und meine Macke ist die Kreativität. Das heißt, nicht alles nach Plan zu machen, zu improvisieren, Dinge immer wieder unerwartet neu zusammen zu fügen. Das ist im Krankenhaus ungünstig. Und ich liebe es, frei zu formulieren, zu dichten, mit Sprache zu spielen. Das ist bei Arztbriefen und Rezepten auch ungünstig. Auf der Bühne nutze ich viel mehr von dem was ich bin, weiß, kann und zu geben habe. Ich habe mehr Spaß, und andere haben mit mir mehr Spaß. Live bin ich in meinem Element, in Flow!
Menschen ändern sich nur selten komplett und grundsätzlich. Wenn du als Pinguin geboren wurdest, machen auch sieben Jahre Psychotherapie aus dir keine Giraffe. Also nicht lange hadern: Bleib als Pinguin nicht in der Steppe. Mach kleine Schritte und finde dein Wasser. Und dann: Spring! Und Schwimm!
Und du wirst wissen, wie es ist, in Deinem Element zu sein.
Quelle: Dr. Eckart von Hirschhausen
http://www.hirschhausen.com/glueck/die-pinguingeschichte.php
Als Motopäden setzen wir an den individuellen Stärken an!
Wir formen keine Giraffen, sondern zeigen den Pinguinen den Weg ins Wasser!